Die Geschichte des Kinderheims
Am 15.06.1861 wird der „Lutherische Verein für weibliche Diakonie a.V. Fürth“ von 15 Mitgliedern gegründet, um eine „Mägdeherberge“ ins Leben zu rufen
Was war nun zunächst das Ziel dieses Vereins?
In der damaligen Zeit war es üblich, dass junge Mädchen aus dem bäuerlichen Umland in die Stadt gingen, um sich als Hilfskräfte in bürgerlichen Haushalten zu verdingen.
Wurden diese Mädchen oder Frauen krank oder gar schwanger, standen sie ohne jeden Rückhalt mittellos auf der Straße. Um diese bedauernswerten Menschen und ihre Kinder wollte sich der Verein annehmen.
Bereits im Jahr 1866 kam die Aufgabe, sich um Waisenkinder zu kümmern, hinzu.
Im Jahr 1875 zog man dann in das vom Vereinsmitgründer Konrad Ott gespendete Haus an der Poppenreuther Straße 13 um, welches bis heute der Stammsitz ist.
Die schwierigen und harten Kriegs- und Inflationsjahre waren für das Haus eine ganz besondere Herausforderung.
So waren z.B. im Jahr 1916 insgesamt 257 Kinder untergebracht und die Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung wurde immer schwieriger.
Durch die Inflation verlor der Verein im Jahr 1923 sein gesamtes Vermögen.
Die Kostgeldsätze bewegten sich zwischen 400.000 Mark im Januar bis zwei Milliarden 285 Millionen im Oktober in diesem Jahr.
Dennoch konnte der Verein durch die Fürsorge der Stadtverwaltung und durch viele Spenden, auch mit Lebensmitteln von Fürther Bäcker und Metzger, seinen Betrieb aufrechterhalten.
Im Jahr 1970 erfolgte die Übernahme der Krankenwartstation durch die Kirchengemeinde St. Michael. Damit wurde der Lutherische Verein nach mehr als einhundert Jahren seiner schweren Verantwortung und Verpflichtung für die „Krankenwartstation“ enthoben.
Während in früheren Zeiten eher soziale Notlagen, Hunger, Krankheit, Krieg und Vertreibung im Vordergrund der Hilfeleistungen standen, nahmen in den achtziger und neunziger Jahren die psychischen Nöte immer mehr zu.
Arbeitslosigkeit, Armut bis hin zur Obdachlosigkeit, Alkohol-, Drogen- und Medikamentensucht, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch waren jetzt vermehrt die Ursachen für kindliche Nöte. Immer mehr litten die Kinder an der Auflösung gewachsener Strukturen in Familie und Gesellschaft, dem Verlust verbindlicher Werte und positiver Vorbilder.
Das Waisenheim wurde nun zum Kinderheim, ein Ort, an dem die Kinder Geborgenheit, Fürsorge und vermehrt auch therapeutische Hilfe fanden.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts stellte sich das Kinderheim als ein moderner Träger der Jugendhilfe dar. Sämtliche ambulanten, teilstationären und stationären Hilfefelder der Jugendhilfe wurden nunmehr angeboten.
Mit Beginn des Jahres 2012 übergab der Lutherische Verein für weibliche Diakonie a.V. die Trägerschaft den Rummelsberger Diensten für junge Menschen gemeinnützige GmbH und bleibt für das Kinderheim als Förderverein weiter bestehen.
Aus dem Tragen wurde nun ein Fördern –
weiterhin zum Wohle aller Kinder und Jugendlichen des Kinderheims.